Ein Leckerbissen steht ganz oben auf der Wunschliste: «Erdbeeren!» Für die Lernenden der 5. Klasse der Schule Niederteufen ist klar, dass diese Beeren hier angepflanzt werden müssen. Aber das ist längst nicht ihre einzige Idee. Kiara denkt an Tomaten, Livia an Gurken, Henan wünscht sich ein paar Kräuter, Lian schlägt Peperoni vor und Mauro mag Radiesli. Aber er weiss auch: «Dafür sind wir dieses Jahr wohl schon zu spät. Meine Omi hat bereits geerntet.» Eigentlich hätten die 11- bis 12-Jährigen gerade Klassenstunde und «NMG» (Natur, Mensch, Gesellschaft) – ausnahmsweise verbringen sie aber eine Lektion draussen. Unter der Anleitung von zwei Profis und ihren Lehrerinnen Annelise Bolt und Katja Stehle befüllen sie drei Hochbeete. Was darin einst wachsen soll, ist noch nicht entschieden. «Schön wäre natürlich, wenn wir das Gemüse später beim Pausenkiosk verkaufen könnten. Rüebli oder Radiesli würden also gut passen», sagt Annelise Bolt. Aber was ist mit den Erdbeeren? «Dafür findet sich bestimmt ein Platz. Aber diese Sträucher setzen wir dann wohl besser neben den Hochbeeten im Boden ein», sagt Obergärtner Cédric Steiner von Waldburger Gartenbau. Er und sein Team haben die Diversitäts-Fläche vor dem Schulhaus Blau gestaltet. Und er war auch für die Vorbereitung der heutigen «Outdoor-Lektion» verantwortlich.
Drei Schichten
Ein Hochbeet muss den Pflanzen darin genügend Nährstoffe und Flüssigkeit liefern, ohne zu versumpfen oder zu verklumpen. Das funktioniert dank drei Material-Schichten: «Zuunterst haben wir Blähton. Rundkies ginge auch, wäre aber etwas schwer für die Lernenden», so der Fachmann. Darauf folgt eine dicke Schicht «Substrat». Dabei handelt es sich um reichhaltige Trog-Erde, die Feuchtigkeit speichert und eine stabile Unterlage bietet. Die Deckschicht bildet dann die feine und besonders nähstoffhaltige Kompost-Erde. Darin werden die Lernenden später ihre Setzlinge und Samen einpflanzen. «Das Hochbeet bildet so ein kleines Ökosystem, das Gemüse über lange Zeit versorgen kann. Da das Ganze mit der Zeit etwas ‘zusammenfällt’, kann man neue Kompost-Erde nachlegen», so Cédric Steiner. Ihm hat die Arbeit mit den Kindern gefallen – genau wie das Erstellen der gesamten Diversitätsfläche vor dem sanierten Schulhaus. «Als Landschaftsgärtner hat man alles: von Steingarten über sehr exotische Pflanzen bis zu solchen Projekten. Die Abwechslung macht es aus. Aber das war schon etwas Tolles.»
Ein neuer Raum
Das sanierte Schulhaus Blau hat schon bald sein erstes Schuljahr hinter sich. «Aber das Gesamtprojekt ist eigentlich erst jetzt mit der fertigen Umgebung abgeschlossen», sagt Martin Zoller, Leiter Hochbauamt. An diesem Nachmittag übergibt die Gemeinde diesen Bereich sozusagen der Schule. «Irgendwie passend, dass die Lernenden hier sind. Um sie geht es schliesslich.» Für Schulleiterin Janine Haltiner-Bächtiger ist dieser Aussenbereich eine wertvolle Ergänzung zum Schulgelände: «Damit ist ein ganz neuer Raum entstanden. Ein interessanter Pausen-Ort, aber auch ein Aussen-Schulzimmer mit viel Potenzial.» Dabei spricht sie nicht nur Garten-Projekte wie die Hochbeete an. Hier sollen auch Lebensräume für Wildbienen, Fledermäuse oder Vögel entstehen. «Und natürlich sind auch die vielen Pflanzen sehr spannend.»